Manchmal ist der Weg zum Ziel ein wenig steinig – oder, in meinem Fall, ein logistischer Drahtseilakt. Wooting hatte mir die Wooting 80HE freundlicherweise für ein Review zur Verfügung gestellt. Eine Tastatur, die sowohl in der Gaming-Welt als auch bei Custom-Enthusiasten für Aufsehen sorgt. Die Vorfreude war riesig, doch bevor ich überhaupt die erste Taste anschlagen konnte, hieß es: Geduld üben.
Lieferstatus: Hat mein Paket sich verirrt?
Montag: „Versandvorbereitung läuft.“ Dienstag: „Für den Weitertransport vorbereitet.“ Das klang vielversprechend, und ich rechnete fest damit, die Wooting 80HE an diesem Tag in Empfang zu nehmen. Doch Dienstag kam und ging – ohne Paket. Mittwoch? Keine Veränderung. Donnerstag? Der Status blieb wie eingefroren. Freitag? Langsam begann ich mich zu fragen, ob sich vielleicht gaming-affine Mitarbeiter bei der Post gedacht haben, dass diese Hall-Effect-Tastatur ein prima Weihnachts- oder Black-Friday-Geschenk abgibt.
Doch dann, am Samstagmorgen, endlich die Erlösung: Das Paket war da. Unversehrt, sauber und mit dem eleganten, minimalistischen Design, das ich mir erhofft hatte. Der Inhalt: Die Wooting 80HE im Ghost-Case, gefertigt aus PCR (Post-Consumer Recycled) Kunststoff, und das „Just White“-Keycap-Set für das DE-ISO-Layout. Endlich konnte ich loslegen.
Unboxing: Funktionalität trifft Umweltbewusstsein
Die Verpackung der Wooting 80HE ist ein Paradebeispiel für minimalistisches Design und Umweltbewusstsein. Keine übertriebenen Grafiken, kein unnötiger Schnickschnack. Alles ist entweder recycelbar oder besteht aus recycelten Materialien. Es ist klar: Hier liegt der Fokus auf der Tastatur und ihrer Funktion.
Lieferumfang im Detail
- Tastatur: Wooting 80HE im Ghost-Case, aus recyceltem Kunststoff.
- Keycap-Set: „Just White“-Keycaps für DE-ISO.
- USB-C-Kabel: Hochwertig und geflochten, allerdings ein wenig starr und steif. Ich werde es fürs Erste gegen mein bisheriges weißes Kabel austauschen, das sich besser ins Setup einfügt.
- Keycap- und Switch-Puller: Praktisch und durchdacht, mit Funktion zur Demontage der Schalter.
- Ersatzteile: Zusätzliche Navigationstastenkappen, eine Supertastenkappe mit Wooting-Logo, Höhenanpassungsfüße und zusätzliche Schalter (Lekker L60 und L45).
Erste Nutzung und die Wootility Web
Nach dem Anschließen der Tastatur wurde ich von der browserbasierten Software Wootility Web begrüßt. Die Einrichtung war überraschend intuitiv und bot jede Menge Flexibilität. Vor dem Start stand ein Firmware-Upgrade auf v2.10.0-beta.2 an. Dieses dauerte etwa eine Minute und verlief absolut reibungslos.
Ich werde mich in den kommenden Tagen noch intensiver mit der Software auseinandersetzen. Besonders die detaillierten Funktionen wie die Profile für mehrere Geräte, die analoge Steuerung für präzise Bewegungen in Spielen und die Möglichkeit, Rapid-Trigger-Einstellungen zu optimieren, klingen vielversprechend. Für diese Features braucht man Zeit, um sie richtig zu testen – und ich werde sie mir nehmen.
Highlights der bisherigen Einrichtung
- Keymapping: Jede Taste lässt sich individuell belegen. Ob Gaming-Makros oder benutzerdefinierte Shortcuts, hier ist alles möglich.
- RGB-Anpassung: Die Live-Vorschau ermöglicht eine schnelle und präzise Anpassung der Beleuchtung. Ich wählte ein dezentes Weiß, das perfekt zu den „Just White“-Keycaps passte.
- Aktuationspunkte: Millimetergenaue Anpassung von 0,1 mm bis 4 mm. Änderungen werden in Echtzeit übernommen, was das Experimentieren besonders einfach macht.
Klangprofil: Zwischen Präzision und Persönlichkeit
Der Sound der Wooting 80HE ist klar und knackig, irgendwo zwischen „clacky“ und „poppy“ – typisch für lineare Schalter, die mit einer Polycarbonat-Platte kombiniert sind. Natürlich wird der Klang nicht zuletzt von den mitgelieferten Keycaps geprägt, und ich plane definitiv, die Tastatur auch mit anderen Keycaps auszuprobieren. Das könnte den Klang noch mal in eine ganz andere Richtung lenken.
Andere Hall-Effect-Switches besitze ich aktuell nicht, daher bleiben die mitgelieferten Schalter fest im Einsatz – und das ist auch okay, denn sie machen ihren Job bisher ziemlich gut. Der Sound ist direkt und präzise, ohne dabei metallisch oder unangenehm laut zu wirken. Die Leertaste hebt sich erwartungsgemäß klanglich ein wenig ab: Sie klingt lauter und resonanter, was durch die Größe und die Stabilisatoren fast unvermeidlich ist. Aber auch hier: Nichts, was groß stört oder sich nicht anpassen ließe.
Zum Gehäuse: Ich habe die Ghost-Case-Variante aus PCR-Kunststoff, die solide ist und einen angenehmen Klang liefert – weder dumpf noch übermäßig resonant. Aber ganz ehrlich, ich hätte die Zinc Alloy-Variante natürlich liebend gern getestet. Sie wurde mir verständlicherweise nicht angeboten (ein hunni Aufpreis ist schließlich kein Pappenstiel), aber gerade deshalb hätte ich sie gerne in den Fingern gehabt. Ich vermute, dass viele User, ähnlich wie ich, sich für die günstigere Kunststoff-Variante entscheiden werden, weil 100 Euro halt einfach 100 Euro sind.
Dennoch glaube ich, dass das Metallgehäuse den Klang noch präsenter und vielleicht sogar „premium“ wirken lässt. Ob das Custom-Keyboard-Enthusiasten beruhigen oder zumindest ein wenig verwirren könnte? Vielleicht. Immerhin ist die Wooting 80HE am Ende des Tages immer noch eine Gaming-Tastatur – aber eine, die sich fast ein bißchen in die Custom-Welt hineinschleicht. Und dieser Spagat könnte ihr wirklich gelingen.
Fazit: Ein erster Eindruck, der Lust auf mehr macht
Die Wooting 80HE hat mich direkt neugierig gemacht. Der Sound? Interessant. Die Beleuchtung? Schick und nicht zu aufdringlich. Der Anschlag? Präzise und macht Spaß. Und dann die Software – die hat so viele Anpassungsmöglichkeiten, dass ich mich da noch ordentlich reinknien muss.
Klar, ich will noch herausfinden, wo die Schwächen liegen, was vielleicht erst mit weiteren Firmware-Updates perfekt wird und ob der Spagat zwischen Gaming- und Custom-Welt wirklich klappt. Aber so viel kann ich schon sagen: Die Wooting 80HE hat einen verdammt guten ersten Eindruck hinterlassen.
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